2PS003 Zug fahren

Friedemann & Moritz diskutieren über Zugreisen & Fotografie in Rumänien & Tschechien, teilen Tipps & erkunden kreative Techniken.

Artist: Friedemann Wulff-Woesten
Album: 2 Photos Show
Year: 2024
URL: https://2photos.show

Shownotes

0:00 Intro
0:37 Photo 1
11:54 Photo 2
20:24 Zug fahren
22:11 Mitzieher und Bewegungsunschärfe
23:49 Fotografieren aus Zügen
24:48 Outro

Long Summary

In dieser Episode der 2 Photos Show ist Moritz zu Gast und wir diskutieren über ein Foto, das während einer 16-stündigen Zugfahrt durch Rumänien entstand. Wir diskutieren die Bewegungsunschärfe im Bild und die Herausforderungen beim Fotografieren aus fahrenden Zügen. Moritz erläutert, wie er die Landschaft entlang der Strecke festhielt und teilt seine Erfahrungen mit Zugreisen und Fotografie. Friedemann wählt ein Foto aus Tschechien für die Diskussion aus und beschreibt die Szene am Bahnsteig. Wir sprechen über den Eindruck von Aufbruch und Bewegung im Bild. Weiter diskutieren wir technische Details und Bildkomposition, wie die Nutzung von Linien und Kontrasten im Bild. Außerdem erkunden wir auch kreative Techniken wie Mitzieher, um Bewegung in Bildern einzufangen. Moritz betont die Bedeutung von offenen Fenstern für gute Aufnahmen und teilt seinen Ansatz für die Fotografie während Zugreisen. Wir reflektieren über die einzigartigen Perspektiven und Möglichkeiten, die Zugreisen für die Fotografie bieten. Die Diskussion endet mit dem Austausch von Ideen und der Ermutigung, auf Reisen zu fotografieren.

Brief Summary

In dieser Episode der 2 Photos Show diskutieren wir, Friedemann und Moritz, über unsere Zugreise-Erlebnisse in Rumänien und Tschechien. Wir analysieren die Bewegungsunschärfe und technische Details unserer Fotos, darunter die Nutzung von Linien und Kontrasten. Moritz teilt seine Erfahrungen beim Fotografieren aus fahrenden Zügen. Gemeinsam erkunden wir kreative Techniken wie Mitzieher, um Bewegung einzufangen, und tauschen Tipps für zukünftige Reisefotografie aus.


Intro

Friedemann:

[0:00] Willkommen bei der zweiten Episode der "zwei" Photos Show, beziehungsweise "two" Photos Show.
Heute habe ich einen weiteren Gast, Moritz. Hallo Moritz.

Moritz:

[0:10] Hallo.

Friedemann:

[0:11] Genau, Moritz beschäftigt sich eigentlich, wenn er sich nicht mit Fotografie beschäftigt, so mit Wolken und Partikeln und Aerosolen.
Also Moritz ist Physiker hier am Institut in Leipzig.
Genau, aber Moritz hat jetzt auch Zeit gefunden, was mich sehr freut, um über Fotografie zu sprechen.
Und Moritz hat ein Bild mitgebracht, was ihr jetzt auch seht in den Shownotes.

Photo 1

Friedemann:

[0:37] Und zwar ist das dieses Bild.
Genau, du kannst ja erstmal vielleicht einordnen, wo das ist, also in welchem Land und an welchem Ort.

Moritz:

[0:48] Das ist in Rumänien und es ist von einer Zugfahrt durch Rumänien.
Und das Spannende eigentlich an dieser Fahrt war, dass es vom einen Ende des Landes aus dem Nordosten, aus Jasch in den Südwesten nach Timișoara ging.
Und das waren 16 Stunden in einem Regionalexpress.
Und man sah eigentlich das ganze Land an sich vorbeiziehen, ohne dass man hingehen konnte.
Ja, ja.

Friedemann:

[1:45] Verstehe. Und dieses, was hier im Vordergrund ist, das ist quasi so eine Art Andreaskreuz.

Moritz:

[1:49] Genau, das ist Andreaskreuz und es ist halt nicht mit Schranken, weil es natürlich ein kleinerer Weg bloß ist.

Friedemann:

[1:56] Was mir da zuerst auffällt, ist natürlich so für das deutsche Auge in Anführungsstrichen, würde man natürlich in Deutschland erwarten, dass die Straße asphaltiert ist.

Moritz:

[2:06] Vielleicht ist es auch nur ein Feldweg. Es kann auch sein, dass sie einfach irgendwie vom Feld zurückkommen oder so.

Friedemann:

[2:13] Aber es ist also Also ich glaube, bei uns hier in unserer Region würde man wahrscheinlich kein Pferdefuhrwerk sehen, was am Bahnübergang wartet.

Moritz:

[2:23] Das stimmt.

Friedemann:

[2:24] Interessant.

Moritz:

[2:26] Nee, das war ja auch immer nur ein sehr kurzer Moment. Man sieht es und dann ist man eigentlich auch schon wieder fast vorbei.

Friedemann:

[2:32] Und ich sehe auch, dass an dem Andreaskreuz quasi so eine Bewegungsunschärfe ist.
Also das ist sozusagen, genau, das bewegt sich wahrscheinlich dann, das ist ja auch, ich habe gemerkt, wenn ich aus dem Zug raus fotografiere, dass Sachen, die näher bei mir ran sind, dann mehr Bewegungsunschärfe haben als Sachen, die weiter weg sind.
Klar, weil du dich ja bewegst mit dem Zug und das ist aber ein sehr interessanter Effekt hier, dass sozusagen die Personen ja eigentlich relativ scharf sind.

Moritz:

[3:03] Ja, ja und auch ich glaube sogar, dass es am offenen Fenster ist, weil es gibt auch Bilder, wo noch richtig so der Dreck vom Fenster mit drauf ist. Richtig, und es ist auch keine Reflexion.

Friedemann:

[3:12] Du hast keine Reflexion von drinnen. Das ist ja manchmal das Problem, dass wenn man aus dem Zug raus fotografiert, dass man dann so irgendwie, weiß ich nicht, das andere Abteil noch sieht oder so.

Moritz:

[3:20] Nein, es war eigentlich auch immer noch die Idee, dann einmal aufzustehen, weil 16 Stunden in dem Abteil zu sitzen ist ja auch nicht gut.
Es war eigentlich immer die Idee, dass man aufsteht und an die Tür geht und ich glaube, da war das Fenster offen in der Tür.
Und da stand ich und da konnte man auch hinten rausschauen. Das war sehr schön.
Wir waren im letzten Wagen, hat immer so die Gleise gesehen und dann seitlich raus, diesen Übergang.
Und eigentlich war eben auch diese Idee, weil wir waren auf dem Rückweg einer größeren Reise und hatten eben gar nicht mehr so viel Zeit in Rumänien zu sein.
Wir mussten oder wollten nach Hause.
Aber eigentlich diese Idee und diese Lust, eben da nochmal hinzukommen und dann eben vielleicht auch zu Fuß durchzugehen, wo man dann eben nicht nur durchfährt, sondern dann wirklich auf diesen Wegen geht.

Friedemann:

[4:06] Aber wart ihr später dann nochmal?

Moritz:

[4:08] Das war 2018 und das heißt seitdem noch nicht wieder.

Friedemann:

[4:13] Aber das war die große Reise, wo er auch durch den Kaukasus seid.

Moritz:

[4:17] Und dann eben auf dem Rückweg, wenn man schon so weit war und wir dann noch jemanden in Ungarn besuchen wollten.
Aber es war eben einfach, dass man wirklich 16 Stunden in einem und demselben Zug, das kann man halt abteilen, dann stiegen immer wieder neue Leute dazu und wieder welche aus. und ja.

Friedemann:

[4:36] Ich habe auch so mal so eine Reise gemacht, aber das war quasi von Prag mit dem Nachtzug in Richtung Danzig, also quasi nach Polen nach sozusagen einerseits nach Osten, aber dann auch nach Norden sozusagen.
Genau und da habe ich auch fotografiert, aber ich habe auch gemerkt, dass das irgendwie irgendwann ist man ja dann auch so ein bisschen übermüdet und dann irgendwie kommen Leute rein und dann ist man eigentlich schon wieder so ein bisschen genervt und so, und irgendwie Schaffner oder ich weiß nicht, da kam keine Polizei rein, aber, Die kontrollieren ja dann, gut, ihr seid natürlich jetzt in Rumänien in einem Land gewesen, genau, aber wer mal so Grenzübergänge hat.

Moritz:

[5:15] Es gibt auch Bilder im Zug, wie wir dann da immer mal wieder sitzen.

Friedemann:

[5:18] Also ihr habt euch gegenseitig fotografiert.

Moritz:

[5:20] Sophia hauptsächlich, ja. Also was schlafend, schreibend, essend.

Friedemann:

[5:26] Ja, ich habe auch, ich habe auch das in Erinnerung, dass ich meine, also auch auf so einer ähnlichen Zugfahrt, dass ich dann einfach Karina, meine Frau, fotografiert habe im Zug, wie sie rausguckt.

Moritz:

[5:37] Genau, da hat man auch die Landschaft und eben auch diese Unschärfe des Vorbeifahrens, was ja letztendlich auch nur ein total flüchtiger Eindruck ist. Man sieht das kurz.

Friedemann:

[5:47] Ich finde, es ist auch relativ schwer. Also ich muss sagen, gerade, also gut, das Fenster ist jetzt hier runter, das führt natürlich dazu, dass es klar ist.
Aber ich finde auch, gerade wenn man so in modernen Zügen die Fenster nicht aufmachen kann und man versucht raus zu fotografieren, dann hat man manchmal dann wirklich, Wirklich, ja, wie gesagt, Reflexion oder manchmal kannst du es auch nicht so richtig einschätzen, wenn gerade wenn deine Kamera so ein bisschen so eine Verzögerung hat.
Du siehst was, drückst drauf und dann ist aber schon, weiß ich nicht, der Baum davor oder der Oberleitungsmast oder so.

Moritz:

[6:20] Das stimmt.

Friedemann:

[6:21] Und dann hast du irgendwie das Problem. Also hier, es hätte ja auch sein können, dass das Andreaskreuz schon das Pferdefuhrwerk verdeckt ist, dass das ein super Moment abgepasst ist. Genau.

Moritz:

[6:32] Und er fuhr eben auch nicht so schnell, das kommt ja auch dazu, das sagen wir mal so ein Schnellzug ist natürlich auch alles viel verwaschener und man kann das Fenster nicht aufmachen, aber so eine Art Regionalexpress würde ich mal übersetzen, fährt langsamer und es ging eben zum Glück auch das Fenster aufzumachen und das macht irgendwie dann auch einfach viel mehr Spaß, wenn das denn möglich ist.

Friedemann:

[6:54] Also ein Gedanke noch, den ich dazu habe, ist, dass natürlich, also ich finde es oft spannend, wenn man quasi irgendwo lange ist, zum Beispiel in einem Abteil von diesem Zug und man ja dann irgendwann an die Grenze seiner Kreativität oder die Grenze dieses Raumes gebracht wird, weil man ja da eigentlich nicht weg kann.
Das heißt, du fängst erst an, im Abteil zu fotografieren.
Die Leute, die mit dir fahren, dann fängst du an, raus aus dem Fenster zu fotografieren.
Aber so viele Möglichkeiten hast du ja eigentlich nicht. Also du kannst ja quasi nur das, was sich ändert, sozusagen das, was du draußen siehst, was ja schon viel ist.
Oder du kannst dann an Bahnhöfen fotografieren, aber da hast du halt auch immer mehr oder weniger so den Bahnsteig oder so.

Moritz:

[7:41] Da gibt es auch Bilder, ja.

Friedemann:

[7:43] Aber es ist ja, du bist ja schon eingeschränkt, weil du ja nicht sagen kannst, ich gehe jetzt noch mal, also wenn du jetzt zum Beispiel auf einem Marktplatz stehst, könntest du sagen, oh, der Kirchturm, der ist jetzt irgendwie aus der Perspektive irgendwie nicht so interessant.
Ich gehe noch mal darüber oder ich gehe mal vielleicht noch mal ein bisschen höher oder so.
Aber im Zug bist du ja sozusagen daran gebunden an diesen Raum.

Moritz:

[8:05] Und auch das Draußen ist schnell weg. Also einen Berg sieht man noch länger.
Kann man sicher häufiger aufnehmen, aber eben ein Übergang über die Gleise ist eben nur einmal kurz da.

Friedemann:

[8:18] Also es ist relativ schwer, muss ich sagen. Oder es bringt dich natürlich auch an so eine, also du musst dir wirklich Gedanken machen.
Es ist jetzt nicht so was, wo du quasi jetzt, wir hatten in der ersten Episode das Thema Tourismus, also wo du dann irgendwie in Prag die Astronomische Uhr oder so fotografierst, die jetzt sehr nicht weggeht.

Moritz:

[8:35] Es stimmt.

Friedemann:

[8:36] Aber dadurch hat natürlich dann auch jeder jeder Tourist, der da ist und das fotografiert hat, die gleiche Perspektive.
Und dieses Bild wird wahrscheinlich so nicht nochmal, also da hast du sozusagen ein sehr eigenes Bild, was quasi nur in dieser Konstellation eigentlich wahrscheinlich keinen anderen hat.
Und das ist ja schon cool. Also das ist dann was, was irgendwie...
Besonders ist.

Moritz:

[9:03] Genau, ich habe auch versucht, jede Stunde mal ein bisschen die Landschaft zu beschreiben.
Es war wirklich flacher, dann kamen Berge, enge Bergtäler, dann wurde es wieder ein bisschen weiter und Dörfer und am Schluss kam man dann in die Ebene Richtung Ungarn.

Friedemann:

[9:18] Hast du da auch was aufgeschrieben?

Moritz:

[9:20] Ich habe dann immer versucht, so kurz festzuhalten, wie sich es denn verändert, weil man später sieht man ja immer nur noch die Zugfahrt als Ganzes, aber wenn man diese 16 Stunden Zeit hat, hat man ja auch die Zeit dafür, das dann wirklich bewusst zu nehmen, weil man eben auch nicht umgestiegen ist und einfach aus dem Zug das Land gesehen hat, aber eben vorbeifahren sehen.
Und beim Fliegen fliegt man kurz drüber und es ist weg. Und das ist ja auch beim Zugfahren so was Schönes, dass man eben doch das Land sieht, aber natürlich nicht interagieren kann.

Friedemann:

[9:55] Das finde ich bei den Zugfahren auch wirklich, wirklich toll.
Also ich bin viel in Polen und in Tschechien.
Da kommt dann auch ein bisschen die Überleitung. Da kommt dann auch mein, also mein Bild ist auch in Tschechien.
Aber so allgemein zum Zugfahren muss ich auch sagen, ich finde, ich fand das immer toll.
Jetzt im Moment ist das Zugfahren etwas eingeschränkt durch die Pandemie, aber ich fand es immer toll, dass man sozusagen auch sieht, wie sich die Landschaft innerhalb von einem Land verändert.
Also das ist irgendwie erst so, wie du auch gesagt hast, erst ist es irgendwie so, hat man so Felder, grüne Felder, so klassisch und dann auf einmal merkt man, okay, es wird bergig.
Ist ja auch in Deutschland, wenn man von der Ostsee zum Beispiel fährt, hat man erst so diese Seen und dann später merkt man aber, okay, in Deutschland gibt es schon auch unterschiedliche Vegetationen und auf einmal kommen irgendwie dann doch Berge und Wälder und so.
Also das ist schon sehr auf jeden Fall im Vergleich zum Fliegen.
Ich meine, beim Fliegen hat man eine andere Perspektive. Beim Fliegen siehst du Felder.
Da finde ich immer interessant bei Feldern, dass man dann so Muster irgendwann erkennt.
Also wenn so, die so bewässert werden oder so, dann hat man, also so Felder, die so rund bewässert werden, sehen ja von oben aus wie so Kreise oder so.

Moritz:

[11:13] Aber es geht halt auch viel schneller. Man ist ja...

Friedemann:

[11:15] Genau, aber du hast nicht die Zeit und meist fliegst du ja auch irgendwie, wenn es ein langer Flug ist, dann fliegst du ja irgendwie über Nacht und dann siehst du du ja in der Nacht nur so Lichter.
Also du siehst das ja dann nicht so richtig so klar wie hier, wo du wirklich ja auch sogar Personen erkennst.

Moritz:

[11:33] Und du kannst kein Fenster aufmachen.

Friedemann:

[11:34] Und du kannst kein Fenster aufmachen. Stimmt. Und durch die kleinen Flugzeugscheiben ist auch doof.
Gut, interessant. Also das Bild, was ich jetzt, also es war natürlich auch schwierig, weil ich natürlich auch einige hatte, aber wir haben ja gesagt, wir begrenzen uns auf eins.

Photo 2

Friedemann:

[11:54] Das Bild, was ich ausgewählt habe, ist jetzt das Bild Nummer zwei.
Also wie ich schon gesagt habe, das ist in Tschechien aufgenommen.
Man sieht das natürlich, also wenn man jetzt die tschechischen Züge kennt, sieht man das daran, dass da ČD, also České dráhy da unten das Logo ist.
Sind aber relativ alte Wagen. Also man sieht, das ist noch so ein ganz alter Abteilzug. Also jetzt nicht so wie in...

Moritz:

[12:19] Ja, aber Abteilzüge sind ja auch schön.

Friedemann:

[12:21] Ich finde diese... Also ich muss sagen, ich habe mich immer gefreut, wenn diese alten kamen.
Die waren... Erstens waren die so laut, dass man eigentlich keine Haltestelle verschlafen konnte, weil du das wirklich gehört hast, wenn der Zug irgendwie...
Also da hat man wirklich jedes Quietschen von dem Fahrwerk gehört.
Aber ich fand auch irgendwie dieses im Abteil sitzen ganz cool, weil du dann immer so diese sechs Leute und dann hast du diese Tür und dann hast du so Gardinen.

Moritz:

[12:47] Und auch er mal ins Gespräch kommt, als wenn man jetzt in so einem Großraumabteil sitzt. Genau.

Friedemann:

[12:52] Und das ist irgendwie in Tschechien habe ich auch gemerkt, dass Leute mehr mit einem reden.
Also quasi man geht rein, man fragt dann, ist das hier noch frei?
Und dann sagen die ja oder irgendwie auch immer. Also wenn da eben noch ein Platz ist, dann setzt man sich dazu zu und dann ist irgendwie mehr Interaktion, zumindest damals, das ist jetzt hier 2010 gewesen, das Foto, da war irgendwie mehr Aktion, Interaktion, als ich das jetzt so, also nicht, wenn ich von Dresden nach Leipzig fahre, gut, jetzt waren natürlich, ganz wenig Leute drin im Zug, aber irgendwie, ist wahrscheinlich so ein bisschen weiter im Osten, je weiter man im Osten kommt, desto mehr Leute fahren Zug wahrscheinlich und desto länger fahren auch Leute Zug.

Moritz:

[13:38] Und es kommt auch ein bisschen auf einen selbst an. Also man muss natürlich auch selber mit den anderen reden. Und so ein Abteil macht es einem schon mal einfacher.
Und wir haben dann auch später auf derselben Reise, dass wir in Deutschland waren, uns auch vorgenommen, dass wir dann zumindest auf den Zugfahrten da noch einfach mal Leute ansprechen.
Da hat man auch so ein Abteil, wo ein Junge zu seinen Großeltern fuhr oder sowas.
Und das war auch ganz schön.

Friedemann:

[14:00] Na klar, also ich meine, das stimmt schon. Du musst natürlich auch erstmal signalisieren, dass du quasi irgendwie dich unterhalten willst.
Aber irgendwie fand ich, dass da zumindest innerhalb von Tschechien, also das ist jetzt hier in der Nähe von Loštice, das ist quasi in Mähren, also im Osten von Tschechien.
Das sieht man jetzt auf dem Bild natürlich nicht aus, aber man kennt den Bahnsteig.
Aber das ist quasi schon so ein bisschen östlicher, das ist in der Nähe von Olomouc, also von Olmütz.

Moritz:

[14:30] Das Schöne hier ist ja, das ist wirklich, man hat so das Gefühl des Aufbruchs.
Man würde ja denken, der Zug fährt jetzt los und fährt in diese Abend- oder Morgensonne hinein.

Friedemann:

[14:40] Also es ist auch, also soweit ich mich erinnern kann, man sieht auch hinten das Signal ist grün.
Also wir sind sozusagen ausgestiegen aus dem Zug, waren quasi an dem Bahnsteig und der Schaffner, ich glaube, der hat nur die Hand, aber der Schaffner hat sich quasi gerade mit der Zugbegleiterin irgendwie quasi abgesprochen, dass er losfährt.
Und ich glaube, in diesem Moment fuhr der Zug auch gerade los. Also es ist sozusagen.

Moritz:

[15:09] Und ich finde auch.

Friedemann:

[15:11] Das ist eine schöne Aufbruchsstimmung.

Moritz:

[15:13] Ich muss sagen, wenn ich das Bild nur sehe und nicht jetzt, wenn du sagst, es ist Abend, würde ich eigentlich denken, es ist Morgen.
Es ist wie früher Morgen und der Zug fährt los und man bricht auf irgendwo hin.

Friedemann:

[15:25] Ja, ja.

Moritz:

[15:26] Wenn man jetzt das Bild alleine sieht.

Friedemann:

[15:29] Es kann ja beides sein. Ja.
Ich weiß jetzt, dass es sozusagen die goldene Stunde oder wie man das nennt, also die Abendsonne ist.
Aber ich glaube, das Licht ist, ich meine, die Sonne steht tief.
Wir wissen natürlich jetzt nicht mehr, was das für eine Himmelsrichtung ist hier.

Moritz:

[15:47] Nee, das ist ja auch nicht. Aber vielleicht war ich auch mal irgendwann eben früh in so einem Bahnhof, es war noch kalt.
Man stieg dann in den Zug ein, in dieser Erwartung, irgendwo jetzt hinzufahren und hat schon das grüne Licht dort vorne. Das geht los.

Friedemann:

[15:59] Ich finde auch, es könnte auch in so einer Werbung so, "wir machen den Weg frei" oder keine Ahnung...

Moritz:

[16:06] Und eben auch der leere Bahnsteig zeigt ja eigentlich, dass noch nicht viel Leute, was eben auch den frühen Morgen, aber natürlich auch abends, wenn sozusagen alle schon ausgestiegen sind, an der Zug vielleicht jetzt nur noch.

Friedemann:

[16:19] Was mir noch aufgefallen ist, was so ein bisschen so ein technisches Detail ist, aber wo ich so ein bisschen erst gedacht habe, oh je, ist das hier an der, also sozusagen in der Mitte des Bildes, dort wo die, von dem, der erste Wagen hinter der Lok, da sieht man ja oben an den Fenstern, dass es ganz schön hell ist.
Also ich glaube, das müsste ich dann nochmal gucken, aber ich glaube, das ist eine Überbelichtung.
Es ist aber gar nicht so schlimm, weil natürlich klar, hier hat man natürlich einen relativ hohen Dynamikumfang.
Man hat einerseits die Details von den Wagen, vom Schaffner, der ist natürlich jetzt nicht direkt angestrahlt, aber dann hat man sozusagen direkt die Sonne, die sozusagen sich reflektiert an diesem Metall hier oben oder an den Fenstern.
Und das ist natürlich für eine normale Kamera, die jetzt nicht HDR, also es ist natürlich kein HDR, es ist einfach mit der Kamera gemacht, so wie der Sensor das sieht, natürlich ein sehr hoher Umfang und dadurch muss natürlich die Belichtung irgendwo in der Mitte sein.

Moritz:

[17:18] Ja, aber ich finde auch, es gibt ja auch auf Gemälden manchmal, dass man wirklich was ganz weiß macht, um eben wirklich diesen Akzent zu setzen und deswegen...
Ist das jetzt ja nicht schlimm, sondern das ist eher ein Effekt.

Friedemann:

[17:32] Dass es so gülden...

Moritz:

[17:33] Es verdeckt ja jetzt auch nichts. Man würde ja schon denken, dass die Fenster dort einfach wieder enden.

Friedemann:

[17:40] Ja, genau.

Moritz:

[17:43] Und auch, dass die Gleise hinten noch so beschienen sind.

Friedemann:

[17:47] Das ist auch schön. Also ich finde auch, man hat irgendwie dadurch, das ist natürlich ein super Zufall, dass das jetzt da gerade so die Konstellation war, aber dadurch, dass sozusagen, es gibt ja hier Linien, die sozusagen, also der Zug mit den Gleisen fährt ja auf so einer Linie quasi so dort nach hinten in den Hintergrund.
Und ich finde auch, dass dadurch, wie du gesagt hast, dadurch, dass das so beschieden ist, hast du sozusagen so wie so ein Pfeil, wo der Zug ja dann auch wirklich hinfährt.
Das ist ganz schön, dass das sozusagen das Bild so ein bisschen gliedert und man hat so den Vordergrund, wo aber auch Linien ja sind.
Also diese Linie hier von, die man nicht übertreten darf, quasi am Bahnsteig, die geht ja auch sozusagen in die gleiche Richtung und zeigt quasi auch auf diesen Gleisabschnitt, der hell ist.
Und hell ist ja auch was fürs Auge, wo das Auge so ein bisschen hin will.
Also sozusagen die Richtung ist quasi einerseits durch Linien, aber auch durch Hell, also Kontrast.

Moritz:

[18:46] Irgendwie dieses Aufbruch, was man da so sieht. Das andere sind ja diese Querlinien von den Oberleitungen und da sieht man ja, dass die dann immer enger beieinander sind, also sozusagen der Ferne.

Friedemann:

[18:56] Das heißt, man hat eigentlich hier durch diese Oberleitung auch so einen Raumeindruck.
Also man sieht, dass es sozusagen dreidimensional ist, auch weil natürlich das Bild 2D ist.
Ja, schön. Also ich mag das Bild.
Ich habe auch vorhin noch überlegt, ich hatte es, glaube ich, auch mal als Desktop-Hintergrund.
Das zeigt natürlich, dass ich das irgendwie cool fand.

Moritz:

[19:21] Nee, dafür ist auch was, was eben so in die Ferne geht, weil es ja auch in dem Desktop dann die Tiefe gibt.

Friedemann:

[19:25] Genau, und du kannst natürlich dann auch deine Icons hier rechts und links auf diese bisschen unscharfen Türen machen.
Aber hier sozusagen die Schärfe ist ja quasi genau die Schärfe, der eigentliche Fokus liegt ja so bei dem Mann quasi oder auf der Lok.

Moritz:

[19:43] Und der Mann ist eben auch dieser besondere Zusatz. Du hast ja eigentlich schon diese ganze Szenerie und alles ist schön und der ist dann noch so das, was das irgendwie nochmal wieder aufnimmt.
Also sonst wäre das natürlich auch schon schön das Bild, aber das gibt dem dann noch so das Besondere vielleicht.

Friedemann:

[20:00] Also du hast halt einerseits eine Referenz, dass du weißt, okay, der Mann ist ja relativ relativ klein, ne, der Kopf, und dann siehst du, okay, das ist ja wirklich eine große Lok, oder das ist, der Zug ist ja relativ groß, aber du hast halt auch was, wo du dann guckst, okay, der guckt, lacht der jetzt, oder nee, also, du hast ja auch noch ein Gesicht, ne, wo, oder der hat noch die Hand und so, ne, also,

Zug fahren

Friedemann:

[20:24] Ja, sehr schön. Also ich muss sagen, Zugfahren ist ja allgemein so ein sehr interessantes Motiv.
Also einerseits eine tolle Sache zu reisen, aber auch eine tolle Sache, seine Umgebung wahrzunehmen oder andere Länder kennenzulernen.
Und ja, ich hoffe mal, dass man vielleicht bald wieder mehr Zug fahren kann als jetzt.
Und, ja, hast du vielleicht noch einen Tipp, wenn jetzt jemand sagt, okay, ich will jetzt ein ähnliches Foto machen wie du mit dem Pferdefuhrwerk, wie man aus einem fahrenden Zug oder kann ja auch Auto sein, wie man da vielleicht, also worauf man achten muss, dass man jetzt vielleicht dieses Pferdefuhrwerk so scharf hinbekommt?

Moritz:

[21:18] Also ich bin auf alle Fälle immer Fan davon, wenn man das Fenster aufmachen kann. Also das ist ja leider bei Zügen hier oft nicht der Fall.
Das ist nicht nur fürs Fotografieren, sondern auch, wenn sie natürlich nicht so schnell fahren, für das Gefühl, mal kurz die Hand rauszustrecken oder den Kopf, irgendwie den Wind, das Unterwegssein zu spüren.
Dann kommen die Dinge ja doch sehr plötzlich, also gerade die naheliegenden, da hat man eigentlich nicht so viel Vorbereitung, sondern man hat dann eben den Moment.
Und das ist hier auch, hier gibt es jetzt nicht irgendwie hunderte Bilder, sondern es gibt glaube ich, weiß ich, 30 Bilder von diesem Tag. Das heißt, es ist schon.

Friedemann:

[21:57] Also man kann sich natürlich dann schon auch einschränken.

Moritz:

[22:00] Ja, also man kann natürlich auch einfach viel mehr noch machen und dann aussortieren, aber das war jetzt in dem Fall nicht, da hatte ich eher so...

Mitzieher und Bewegungsunschärfe

Moritz:

[22:07] ...dass man immer wieder ein bisschen festhält.

Friedemann:

[22:11] Was mir noch einfällt, aber ich weiß nicht, wie gut das da funktioniert.
Also ich war mal auf so einer Go-Kart-Bahn.
Und da hat man ja das Problem, dass die Go-Karts, also man steht ja an der Seite dieser Go-Kart-Bahn, aber die Go-Karts fahren schnell an einem vorbei.
Und was ich da gemacht habe und was gut funktioniert, ist so ein Mitzieher.
Also, dass man sozusagen ungefähr, also schaut, wie schnell fährt das Go-Kart an einem vorbei, wie schnell kommt das sozusagen durch den Sucher durch und dann sozusagen mit der gleichen Schnelligkeit mitzieht, dann hat man nämlich den Effekt, dass sozusagen der gesamte Hintergrund unscharf ist, aber das Go-Kart scharf.

Moritz:

[22:45] Das müsste man aber hier ja andersrum, weil man sich ja selber bewegt, müsste man also das rückwärts bewegen.

Friedemann:

[22:50] Genau, du müsstest sozusagen deine Bewegung ausgleichen dadurch, indem du in ungefähr der gleichen Schnelligkeit dagegen, aber ich weiß nicht, ob das jetzt so praktikabel ist.

Moritz:

[23:00] Das würde ich gerne mal ausprobieren.

Friedemann:

[23:01] Aber das würde sicherlich gehen. Also da könnte man zumindest so die Bewegungsunschärfe ein bisschen ausgleichen.
Andererseits muss ich aber sagen, ich finde es gut, dass Bewegungsunschärfe da bei dir an dem Andreaskreuz ist, weil man dadurch eben sieht, dass du dich bewegst.
Das ist ja das Problem, wenn alles knackig scharf ist und auch wenn du jetzt eine ganz große Belichtungszeit wählen würdest, 500stel oder 1000stel, dann würde man ja nicht mehr, dann hätte man ja eigentlich nicht…, also dann würde ich nicht sehen, dass es aus einem Zug oder aus einem fahrenden Fahrzeug, was auch immer, gemacht wurde, sondern dann könnte es auch sein, dass du einfach dort auf dem Feld stehst und auf dem Weg.

Moritz:

[23:42] Stimmt.

Friedemann:

[23:43] Also so gesehen, es gibt das hier eigentlich noch einen kleinen Hinweis, einen kleinen Kontext.

Fotografieren aus Zügen

Moritz:

[23:49] Oder, was eben auch immer noch schön ist, wenn man sozusagen hinten rausgucken kann, das war dort möglich, dann hat man sozusagen ja die Ferne, die meistens noch scharf ist und dann gegen näher, wo die Bäume so reinkommen, wird es dann unscharf.

Friedemann:

[24:02] Ja, ja, ja.

Moritz:

[24:03] Bloß da ging das Fenster nicht aufzumachen. Die sind immer noch so ein bisschen Fensterdreck drauf. Stimmt, stimmt.

Friedemann:

[24:08] Also sozusagen quasi, dass du dann, das habe ich mal in Kopenhagen gesehen, da konnte man bei so einer S-Bahn vorne, wo normalerweise, also die autonom fährt und da, wo normalerweise der Fahrer sitzt, konntest du rausgucken und sozusagen in die andere Richtung.
Und das ist natürlich Wahnsinn.

Moritz:

[24:27] Vorne ist noch, weil dann irgendwie hast du ein bisschen mehr Vorbereitungszeit.

Friedemann:

[24:30] Was da kommt.

Moritz:

[24:31] Das hatte ich einmal in so einem Doppelstockbus über Land und da gab es eben auch, dass man oben über dem Fahrer sitzt und dann siehst du diese ganze Straße vor dir.

Friedemann:

[24:40] Da kannst du dich ein bisschen besser einstellen und dann kannst du wahrscheinlich, wenn du das siehst, dann schnell noch zur Seite raus, wenn das geht.

Outro

Friedemann:

[24:48] Schön, Moritz. Ich glaube, wir haben viele neue Ideen.
Viele Ideen und vielleicht inspiriert euch das ja, dass ihr vielleicht auf eurer nächsten Reise dann auch irgendwie mal während der Reise sogar schon fotografiert und nicht erst, wenn ihr da also an eurem Ziel oder an dem Start der Reise wie auch immer seid.
Genau, dann bedanke ich mich für deine Zeit.

Moritz:

[25:10] Vielen Dank.

Friedemann:

[25:10] Genau, und dann hören wir uns bald wieder.

Moritz:

[25:13] Ja, mach's gut. War schön.

Friedemann:

[25:15] Tschüss.

Moritz:

[25:15] Tschüss.